Umweltschutz durch Förderprogramme

Förderprogramme für energieeffiziente Produkte sind ein probates Mittel, um den Umweltschutz zu fördern und um insbesondere dem Klimawandel entgegen zu wirken. Dieser Schluss liegt nahe, wenn man den Ideenkatalog und die Forderungen von «grünen» Politikern studiert.

Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Es ist ein heisser Sommer und die Bewohner eines Landes verschaffen sich, durch Klimageräte etwas Kühlung. Ein Grossteil dieser Geräte sind schon etwas älter und verbrauchen viel mehr Strom als neue, energieeffizientere, Geräte.

Auf den ersten Blick scheint die Standardforderung welche von Grünen (und leider auch von Grünliberalen) Politikern ins Feld geführt wird sinnvoll: Mittels Fördermassnahmen sollen die Menschen dazu gebracht werden ihre alten Geräte durch neue, weniger ressourcenverbrauchende Geräte zu ersetzen. Es werden Subventionen und Förderprogramme ins Leben gerufen, die Wirtschaft angekurbelt und die Umwelt geschützt. Eine tolle Sache, «Win-Win für alle», um einen Schwyzer GLP Kantonsrat zu zitieren.

Die Detailbetrachtung

Die Annahme ist bei dieser Überlegung, dass der Energieverbrauch, bei gleichbleibender Anzahl der Klimageräte, sinken wird. Aber selbst so kann kein positiver Effekt im Sinne des Umweltschutzes erzielt werden.

Der Mensch ist nämlich ein eigentümliches Wesen und verhält sich nicht immer so, wie es der Sache dienlich wäre; jetzt brauchen die Besitzer solcher Anlagen kein schlechtes Gewissen mehr zu haben und können die neuen Geräte intensiver nutzen, denn sie sind jetzt ja «umweltfreundlich» und «energieeffizient». Diese Einstellung wird ein Teil der betroffenen Personen haben und wenn nur weniger als die Hälfte der Besitzer diesem Irrtum erliegen, verpufft der erhofte Effekt.

Im Weiteren werden mit grösster Wahrscheinlichkeit viel mehr Personen ein solches Klimagerät kaufen, da diese jetzt plötzlich subventioniert und somit günstiger in der Anschaffung sind. Schlussendlich wird umwelttechnisch nichts eingespart…

Ein zusätzlicher Aspekt ist, dass viele Geräte, die noch absolut funktionstüchtig sind, entsorgt und mit neuen Geräten ersetzt werden. Deren Produktion wiederum benötigt eine nicht unerhebliche Menge an Energie und Ressourcen, die ohne das Förderprogramm nicht notwendig, oder zumindest nicht im selben Ausmass, gewesen wäre. Selbst wenn die Geräte 1:1 mit recyclierten Materialen aus den ersetzen Geräten hergestellt werden könnten, würde durch das Förderprogramm ein Mehrverbrauch an Energie innitiert, welche durch den sparsameren Betrieb der neuen Geräte nicht kompensiert werden kann. Dies weil in der Diskussion und in der Argumentation für das Förderprogramm nur die Energie während der «Betriebszeit» betrachtet, aber nicht die notwendigen Ressourcen während des gesamten Lebenszykluses berücksichtigt werden.

Hinweis: Dieses Beispiel ist im übrigen nicht aus der Luft gegriffen, sondern wird in ähnlicher Form im Buch «Grüne Lügen» (siehe unter Zusätzliche Informationen) beschrieben.

Der Umweltaspekt

Die Photovoltaik, der Hybridmotor und die Isolierung von Gebäuden sind ressourcenintensiv, und die Politik wird nicht müde, zu betonen, wie viele neue Arbeitsplätze Arbeitsplätze der Industrie hier entstehen. Ein genialer Coup aus Sicht der Wirtschaft … und ein immenser Schaden in Form von zusätzlicher Umweltzerstörung.

Friedrich Schmidt-Bleek, deutscher Kern- und Physikchemiker und Umweltforscher

Schlussendlich hat, ausser dem Gewissen einiger Politiker und Besitzer von Klimageräten, abgesehen von der ganzen Produktionskette natürlich, niemand von der künstlich erzeugten Nachfrage profitiert. Insbesondere aus Sicht der Umwelt und des Umweltschutzes war das alles kein Gewinn: Im Gegenteil es war kontraproduktiv.

Trotzdem ist dies ein reflexartiger Lösungansatz der «Grün(liberalen)» Politiker, weil in der Diskussion ausser Acht gelassen wird, wie hoch die «Kosten» (Ressourcen, Energieverbrauch) für die Herstellung eines Produktes sind und welche Wechselwirkung eine vorzeitige Ausserbetriebnahme eines Systems hat, dass eigentlich seinen Dienst noch erfüllen würde.

Das Wuppertal Institut hat zu diesem Zweck bereits in den 1990er Jahren den Begriff des MIPS (Material-Input pro Serviceeinheit) geprägt, welcher die tatsächliche Menge an Energie/Ressourcen über den ganzen Lebenszeitraum eines Produktes beschreibt und nicht nur den Energieverbrauch während der Betriebszeit.

Schaut man diese Berechnungen an, so sind Geräte (oder z.B. Gebäudeisolierungen) die vor dem eigentlichen Lebensende entsorgt und durch neue Produkte ersetzt werden, oftmals massiv umweltschädlicher, als das «alte» System. Ein sehr Ansatz, der im Buch «Grüne Lügen» von Friedrich Schmidt-Bleek sehr ausführlich und mit vielen Beispielen beschrieben wird.

Die Lösung

Schlussendlich führt nichts daran vorbei, wenn man einen nachhaltigen Umweltschutz betreiben will, ressourcenschonendere Produkte (oder eben Dienstleistungseinheiten) zu entwicklen und herzustellen. Dabei darf aber nicht nur der Ressourcenverbrauch während des Betriebes berücksichtigt werden, sondern dieser muss über die ganze Lebenszeit betrachtet werden. Unter diesem Aspekt ist ein konventionelles 1.6-Liter Diesel Auto, dass 200’000 km zurücklegt, umwelteffizienter als ein Elektrofahrzeug, dass während seiner Lebenszeit nur 50’000 km zurücklegt.

Was heute schon jeder umsetzen kann, ohne dass dazu ein Förderprogramm notwendig wäre oder neue Gesetze erlassen werden müssen: macht es so wie unsere Grosseltern – sparsam sein und diese «Dienstleistungserfüllungsmaschinen» möglichst lange einsetzen, bevor man sie ersetzt oder entsorgt.

Ein weiterer Punkt ist, dass Innovationen, welche z.B. die Materialmenge eines Produktes reduzieren könnten, nicht mit unnötigen Vorschriften verhindert oder verteuert werden.

In diesem Zusammenhang sind z.B. auch sog. Sharing-Geschäftsmodelle, welche dank der weltweiten Vernetzung, nun möglich sind, eine interessante Option um den Ressourcenverbrauch für bestimmte Produkte oder Produktbereiche zu minimieren und diese Chance sollte auch genutzt werden können, ohne dass der Gesetzgeber hier zu starke Einschränkungen macht.

Die Idee Produkte nach ihrem ökologischen Rucksack, über den ganzen Lebenszyklus, zu bewerten finde ich äusserst interessant und lässt viele Dinge in einem anderen Licht erscheinen. Ich bin in einigen Punkten mit den Aussagen von Friedrich Schmidt-Bleek nicht einverstanden respektive habe eine etwas andere Wahrnehmung. Gerade im Bezug auf die Digitalisierung, welcher Schmidt-Bleek als ökologische Katastrophe beschrieb, ist ein Wandel von einem Wirtschaftssystem, dass auf Materialverbrauch beruht, zu einem Dienstleistungswirtschaftssystem, wie von ihm gefordert, in greifbarere Nähe gerückt.

In diesem Zusammenhang ist auch der Bericht von higgs zu erwähnen, welcher zum selben Schluss kommt wie Friedrich Schmidt-Bleek in seinem Buch «Grüne Lügen». Dort jedoch im Zusammenhang mit Baumwoll- respektive Kunstfaserkleidung.

Weitere Informationen

  • Schmidt-Bleek, F. (2014). Grüne Lügen: Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft – wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten (1. Aufl.). München, Deutschland: Ludwig Buchverlag.